Taiwan, Teil 1

Aus dem Schatten des Festlands

Von Sabine Philipp

Taiwan, das lange als Produzent billigen Spielzeugs bekannt war, ist inzwischen selbst zu einem großen Spieler geworden. Laut Auswärtigem Amt steht Zhōnghuá Mínguó, die Republik China (so der offizielle Name), auf Rang 16 der größten Handelsnationen der Erde. Dabei ist das Land mit seinen 23 Mio. Einwohnern so groß wie die Niederlande.

Auch hier hat Made in Germany einen besonders guten Ruf. Nicht umsonst ist Deutschland für Taiwan der größte Handelspartner in Europa. Nach Angaben des taiwanesischen Statistikamtes betrug das Handelsvolumen 2008 zwischen den Staaten ca. 13,2 Mrd. US$. Geschätzt werden vor allem die Zuverlässigkeit und die Qualität der deutschen Produkte.

Wie die meisten Länder bekam auch das exportabhängige Taiwan die Wirtschaftskrise ab 2007 zu spüren. Der Staat, der sich ansonsten aus der Wirtschaft heraushält, blieb aber nicht passiv. Er versuchte vielmehr, durch Initiativen wie dem Verteilen von Konsumgutscheinen und durch staatliche Investitionsprogramme die Wirtschaft anzukurbeln. Ebenso macht er es ausländischen Unternehmern einfach, in das Land zu investieren und Handel zu treiben.

Aufschläge im Außenhandel

Die meisten Waren können frei nach Taiwan importiert werden. Für bestimmte Lieferungen könnten aber je nach Kategorie Import- oder Exportgenehmigungen von bestimmten Behörden (z.B. Gesundheitsministerium, Agrarministerium) erforderlich sein.

Praxistipp
Detailfragen zum Import be­ant­worten die Bro­schü­ren, die Sie auf der Sei­te des Han­dels­förder­por­tals Ger­many Trade & Invest­ment ge­gen eine Ge­bühr be­stel­len kön­nen (dazu Land und Kate­gorie in die Such­maske eingeben).

Zölle werden nur auf Importe erhoben. Besteuert wird meist nach den Incoterms CIF (Cost, Insurance, Freight, also der Warenpreis inklusive Versicherung und Frachtgebühr) oder C&F (Warenpreis inklusive Frachtgebühr). Der Zolltarif Taiwans hat zwei Spalten: Spalte 1 enthält den allgemeinen Tarif und Spalte 2 einen Vorzugstarif. Letzterer wird auf Waren erhoben, die aus mehr als 120 aufgezählten Ländern oder Gebieten stammen. Auf importierte oder exportierte Waren wird eine Handelsförderungsgebühr von 0,05 % des Zollwertes von der Zollbehörde erhoben.

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Wie schon in China und auf Kuba, so war Sabine Philipp diesmal für das MittelstandsWiki in Taiwan unterwegs.

Abgaben auf Gewinne

Auf Handelsgewinne über 100.000 NT$ (Neue Taiwan-Dollar) werden 25 % Einkommensteuer erhoben. Auf Verkäufe sind 5 % Mehrwertsteuer zu zahlen. Ausnahme: Aus Taiwan exportierte Waren und die damit verbundenen Dienstleistungen sind von der Umsatzsteuer befreit. Sie müssen die Mehrwertsteuer jedoch auf die meisten importierten Waren zum Satz von 5 % des Gesamtwerts (einschließlich Zoll, Gebühren und Steuern) zahlen. Darüber hinaus unterliegen die von Taiwan ins Ausland gezahlten Dividenden einer Quellensteuer von 20 %.

Fazit: Taiwan in neuer Rolle

Trotz der für europäische Verhältnisse niedrigen Löhne ist Taiwan kein Billiglohnland mehr. Selbst taiwanesische Unternehmen lagern inzwischen Teile der Produktion in die Volksrepublik China oder nach Vietnam aus. Für billige Massenware ist die Insel also nicht unbedingt der beste Produktionsstandort.

Dafür kann der Inselstaat mit qualifizierten Arbeitskräften aufwarten und versucht, sich als Standort für Forschung und Entwicklung zu etablieren. Was Taiwan für KMU noch zu bieten hat und welche Produkte bei der relativ kaufkräftigen Bevölkerung gefragt sind, erfahren Sie in Teil 2 dieser Serie. Teil 3 wird genauer auf die Eigenheiten des Landes eingehen, das ein bunter Schmelztiegel aus asiatischen Völkern, Chinesen und der Urbevölkerung ist und in dem Sie mit Unvorhergesehenem rechnen müssen, nicht nur mit Erdbeben und Taifunen.

Diese Probleme sollten jedoch nicht von einem Engagement abhalten. Denn das kleine Land hat weiterhin großes Potenzial und kann ein gutes Testgebiet für den Sprung auf den asiatischen, besonders auf den chinesischen Markt dienen.

Serie: Taiwan
Teil 1 stellt das Land vor und korrigiert einige billige Vorurteile. Teil 2 sieht sich den Standort und seine Chancen genauer an. Teil 3 sagt, was Unter­neh­mer vor Ort beachten sollten, und gibt Tipps für den Handel.

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