Drei Dienste mit einem Zugang
Von Dr. rer. nat. Jürgen Kaack, STZ-Consulting Group
Triple Play bezeichnet die gemeinsame Nutzung einer Anschlussleitung (in der Regel eines Breitbandanschlusses) zur Übertragung von Sprache, Daten und Inhalten sowie die Darstellung von übergreifenden Diensten (z.B. Fernsehen oder Lernprogrammen mit Rückkanal, Steuerung von Filmabrufen mit dem Mobilfunkgerät etc.). Dabei kann neben der Festnetzanbindung auch ein mobiler Anschluss alternativ oder ergänzend genutzt werden.
Triple Play steht für eine Integrationsstufe, bei der über einen gemeinsamen Zugang Sprache, Internet und Fernsehübertragung geliefert wird. Somit ist nur noch ein Anbieter erforderlich, und der Kunde erhält eine einzige Rechnung für alle Dienste. Für „echte“ Triple-Play-Lösungen ist daher ein gemeinsamer Vertrag mit einem Anbieter eine notwendige Voraussetzung. Aus der Sicht des Autors reicht das parallele Angebot von Sprache, von Telefonie, Internet-Zugang und Verteilfernsehen nicht aus, um von Triple-Play-Diensten zu reden.
Was ist eigentlich neu?
Mit den Möglichkeiten des Zugangs zum Internet bei Bandbreiten von derzeit bis zu 16 MBit/s und bald mit VDSL und 50 MBit/s können nicht nur große Dateien schnell übertragen werden. Auch Bewegbilder lassen sich in guter Qualität und mit hoher Auflösung übermitteln. Dann ist es damit vorbei, dass über das Internet nur kurze Videosequenzen in eher bescheidener Qualität ankommen.
Ab ca. 20 MBit/s ist eine digitale Übertragung auch in Fernsehqualität ohne weiteres möglich. Die erforderliche Bandbreite hängt von den Ansprüchen und der Kompressionsrate ab, mit der das Videosignal kodiert wird. So kann das Fernsehsignal also nicht nur per Kabel, über Funk nach DVB-T-Standard und via Satellit ins Haus, sondern auch über den stationären Internet-Anschluss. Der Inhalt kann entweder auf dem Monitor eines PCs wiedergegeben werden oder per Settop-Box auf dem Fernsehbildschirm.
Konvergenz bis zum Inhalt
Triple Play umschreibt die Verbindung von Sprachkommunikation, Internet-Zugang und Mediennutzung. In diesem Sinne wird Triple Play heute bereits von den meisten Kabelnetzbetreibern angeboten. Die Konvergenz bleibt hierbei zunächst allerdings auf die Tatsache begrenzt, dass die Dienste auf dem Wege über das Breitbandkabel in den Haushalt kommen. Weiter gehende Lösungen könnten in Verbindung mit Video on Demand, individualisierten, ortsbezogenen oder auf anderem Wege aufbereiteten multimedialen Inhalten realisiert werden.
Der Konvergenz-Anbieter leistet bei Triple Play die Entwicklung, Vermarktung und das Inkasso für die Dienste und kann grundsätzlich auch Transaktionsdienste realisieren, die für die Abrechnung der Inhaltenutzung (Videofilme, interaktives TV, Spiele etc.) eingesetzt werden können. Ein Mobilfunkgerät kann die Rolle eines Steuerungsinstruments übernehmen – quasi die Fernbedienung für Triple-Play-Dienste. Sowohl das Mobilfunkgerät als auch ein PC können bei interaktiven Anwendungen (interaktives Fernsehen, Spielshows, Lernprogramme etc.) für den Rückkanal genutzt werden. Die Abrufe der Inhalteangebote lassen sich bei ortsunabhängiger Nutzung mithilfe des HLR erfassen und über die bestehende Vertragsbeziehung zusammen mit anderen Kommunikationsdienstleistungen abrechnen.
Neben dieser Form des ortsunabhängigen Triple Play wird es auch die rein mobile Version mit der Wiedergabe der multimedialen Inhalte auf tragbaren Geräten wie z.B. einem Smartphone geben. Der Geschäftsprozess an sich ist hierbei analog; die Inhalte und ihre Aufbereitung werden sich aber von denjenigen für die Festnetznutzung unterscheiden. Zu erwarten ist, dass hier individualisierte Nachrichten, Informationen mit Bezug zum Standort, Auskunfts- und Buchungsdienste sowie interaktive Spiele im Vordergrund stehen, wobei die jeweiligen „Sendungen“ kürzer als im herkömmlichen Fernsehen sein werden (Drei- bis Fünfminutenspots). In Verbindung mit der Interaktivität werden völlig neue und andere Fernsehformate möglich als heute.
Ein Erfolgsfaktor der Triple-Play-Dienste ist neben der Attraktivität und Aktualität der verfügbaren Inhalte die Preisgestaltung – wie bei den meisten anderen Telekommunikationsdiensten auch. Ob hierbei eine Abrechnung „per use“ oder über definierte Pakete bis hin zu einer echten Flatrate erfolgt, wird von den Einkaufskonditionen abhängen, die mit den Inhaltebesitzern vereinbart sind, außerdem von der Akzeptanz durch die Zielgruppe und nicht zuletzt von der Risikobereitschaft des Anbieters. Die allgemeine Tendenz im Markt spricht für das Angebot von Paketen mit festen monatlichen Preisen, da diese für den Verbraucher am ehesten kalkulierbar sind und eine höhere Akzeptanz versprechen.
Triple Play öffnet die Möglichkeit, dass andere Anbieter neben den heutigen mit ins Spiel kommen. Auch für den virtuellen Netzbetreiber nach dem MVNO-Modell kann Triple Play ein mögliches Angebot sein.
Fazit: Praktisch, aber ortsgebunden
Triple Play ist ein auf Convenience ausgerichteter Dienst, der einen flexiblen Abruf von speziellen Inhalten zu jedem beliebigen Zeitpunkt und je nach Ausgestaltung auch an fast jedem Ort ermöglicht. Die Angebotsbündelung von Telefonie, Internet- und Fernsehnutzung ermöglicht Pakete mit einer gemeinsamen Rechnung und transparenten Preisstrukturen.
Obwohl die Einführung von Triple Play bislang nur angekündigt wurde, ist an einem Erfolg nicht zu zweifeln. Eine wichtige Erfolgsvoraussetzung ist ein Breitbandzugang mit mehr als 25 MBit/s, der z.B. über VDSL und den Glasfaseranschluss zum Haushalt möglich wird.
Für die portable Nutzung mit einem WiMAX– oder Mobilfunkanschluss eignet sich Triple Play aber eher nicht. Im Bereich den traditionellen Fernsehens bietet IP-TV für klassische Netzbetreiber und MVNOs eine Möglichkeit zum Einstieg in Triple-Play-Angebote über Breitbandzugänge.