Gigabit-WiFi ist eine Frage der Antennen
Von Harald Karcher
Viele Notebook-Hersteller verschleiern derzeit noch, wie viele MIMO-Antennen ihre Modelle genau haben: So etwa hat das Apple MacBook Air mit 11 und 13 Zoll zwar schon seit Juni 2013 Gigabit-WLAN-11ac unter der Haube. Apple gibt aber an keiner Stelle Auskunft darüber, ob es sich dabei um 1×1-MIMO bis 433 MBit/s oder um 2×2-MIMO bis 867 MBit/s oder gar um 3×3-MIMO bis 1300 MBit/s handelt. Das Gleiche gilt für das Apple MacBook Pro mit Retina Display mit 13 und 15 Zoll.
Die deutsche Apple-PR-Agentur darf ebenfalls nicht mehr zur verbauten Technik sagen, als Apple selbst preisgibt. Von einem anderen Laptop-Hersteller erfahren wir die Gründe für so viel Schweigsamkeit: Die Notebook-Anbieter waren es allesamt schon bei 11n leid, dass sie ständig angeben mussten, mit wie vielen Antennen das verbaute WLAN-Modul wie schnell genau bei 2,4 GHz und/oder bei 5 GHz senden kann. Jetzt macht man sich die Sache einfacher und kommuniziert nur noch: „Das superschnelle 11ac ist drin“ – und hofft, dass die Kunden nicht weiter nachfragen. So können die Hersteller die 11ac-Entwicklung etwas stressfreier von 1×1- über 2×2- auf 3×3-MIMO hochfahren und die entsprechenden Treiber in Ruhe fertig schleifen, ohne den Kunden täglich neu Rechenschaft zum aktuellen Stand der 11ac-Speed-Werte ablegen zu müssen.
Dabei hätte just Apple den geringsten Grund, den Stand seiner 11ac-Künste zu verschleiern: Die Entwickler von Profi-WLAN-Access-Points liegen ihren Chefs längst in den Ohren, sie bräuchten ausgerechnet ein teures Apple MacBook Pro, weil dieses schon 3×3-MIMO beherrscht und sich daher besser als 3×3-Testpartner eigne als jeder andere Laptop.
Teil 1 löst das Rätsel, warum Notebook-Hersteller keine genauen Angaben zur Anzahl der MIMO-Antennen und zum 11ac-Durchsatz machen. Teil 2 gibt eine eigene Marktübersicht, für Notebooks mit WLAN-11ac und für USB-Sticks zum Anstecken: vom Modell über Speed, Kanalbreite und Antennen bis zum Preis.
MacBook Pro am 11ac-Profi-AP
Apple beantwortet keine Fragen nach Einzelheiten von 11ac-Speed und MIMO. Aber die Testexperten von Aruba Networks erzielten im Zusammenspiel zwischen einem Apple MacBook Pro und einem 1100 Euro teuren Profi-Access-Point Aruba AP-225 exzellente Downlink-Peaks bis zu 828 MBit/s netto sowie recht gute 596 MBit/s im bidirektionalen Funkbetrieb. Ersteres entspricht 64 % und Letzteres circa 46 % von 1300 MBit, womit sich wieder einmal bestätigt, dass WLAN netto etwa die Hälfte der offiziellen Bruttodatenraten erreicht, sofern nur ein einziger Verbraucher in der Funkzelle aktiv ist. Auf alle Fälle muss der getestete Apple MacBook Pro schon 3×3-MIMO haben, sonst hätte er nicht derart hohe Werte erzielen können.
Das Apple MacBook Pro gehört zu den wenigen Laptops, die 2014 schon 3×3-MIMO-11ac beherrschen. Damit schafft es unter optimalen Bedingungen 1300 MBit/s brutto. Netto kamen im Zusammenspiel mit einem Profi-Access-Point Aruba AP-225 vereinzelte Peaks bis zu 828 MBit/s. Diese Messergebnisse von 2014 klingen glaubwürdig, denn der Autor konnte schon 2013 zwischen zwei 11ac-Fritz!Boxen, Modell AVM 7490, kurze Peaks von knapp 800 MBit/s messen. (Bild: Aruba Atmosphere 2014)
Dass aber auch Apple eine gewisse Lernkurve mit 11ac durchmachen musste, zeigt unser früher 11ac-Test vom Sommer 2013: Mit einem WLAN-AC-Modell namens MacBook Air 13,3 Zoll konnte eine AC-Fritz!Box AVM 7490 damals zwar schon eine 2×2-MIMO-Verbindung von 867 MBit/s brutto aufbauen. Netto kam durch eine Stahlbetondecke hindurch aber trotzdem nur eine mittlere Dauerleistung von 160 MBit/s, was schlappe 18 % von 867 MBit/s waren. Kurz nach jenem 11ac-Test verbesserte Apple die WLAN-Software des MacBook Air 13,3 aber drastisch. Unter diesem Aspekt versteht man, warum fast alle Hersteller – nicht nur Apple – 11ac bislang nur sehr vage mit „bis zu 1300 MBit“ kommunizieren und alle weiteren Detailangaben scheuen.
Laptops mit 11ac-Modul von Intel
Viele Hersteller vertrauen seit Jahren auf den Techniklieferanten Intel und verbauen nicht nur dessen CPUs samt GPUs, sondern auch dessen WLAN-Module. Daher bestimmt Intel bei sehr vielen Laptops den Stand der Innovation.
Im zweiten Quartal 2013 brachte Intel das 11ac-WLAN-Funkmodul Dual Band Wireless-AC 7260 für 2×2-MIMO bis 867 MBit/s auf den Markt. Kurz darauf folgte das langsamere Dual Band Wireless-AC 3160 für 1×1 MIMO bis 433 MBit/s, genau in dieser Reihenfolge. Folglich hat ein typischer Laptop-Anbieter namens Toshiba derweil etliche Modelle mit 11ac-Modulen von Intel im Angebot. Laut Ulrich Jäger von Toshiba waren die Notebook-Serien Portégé Z10t, Z30, R30 und Tecra Z40, Z50, A50, W50, Satellite L50, L70, P50, S50, S70 sowie die Android-Tablets AT10 Excite Pro und Excite Write per Sommer 2014 schon mit 11ac-Technik ausgerüstet.
Schwarz auf Weiß
Dieser Beitrag erschien zuerst in unserer Magazinreihe. Einen Überblick mit freien Download-Links zu sämtlichen Einzelheften bekommen Sie online im Pressezentrum des MittelstandsWiki.
Greifen wir drei Modelle heraus. Das B2C-Ultrabook Kira-101 und das B2B-Convertible Portégé Z10t-A-12W haben beide schon 2×2-MIMO bis 867 MBit/s brutto unter der Haube. Erstaunlicherweise kam aber ausgerechnet das 4K-Ultra-HD-Notebook Satellite P50t-B-108 im Sommer 2014 nur mit 1×1-MIMO bis 433 MBit/s auf den Markt, obwohl 4K-Videostreaming ein ausgesprochener Bandbreitenfresser ist. Lenovo verbaute zu Anfang November 2014 ausschließlich 2×2-MIMO in den besseren AC-Laptops oberhalb von 1000 Euro. Sogar im N20 Chromebook für 299 Euro soll ab Lieferbarkeit (4Q/2014) schon 11ac mit 2×2-MIMO drin stecken.
- Welche Notebook-Modelle mit WLAN-11ac es bereits gibt, listet Teil 2 dieser Serie in einer tabellarischen Marktübersicht auf. Außerdem sagt er, mit welchen USB-Sticks man sein Gerät auf Gigabit-WiFi aufrüsten kann.