Wann sich Open Source rechnet, Teil 2

In zwangloser Bürogemeinschaft

Von Sebastian Sand

Software schlägt nicht nur in der Anschaffung zu Buche. Auf längere Sicht entscheiden Nachsorgekosten sowie die Personalausgaben für Pflege und Aktualisierung. Teil 1 dieser Serie hat daher die Betriebssysteme auf Preise und Supportkosten abgeklopft. Bevor Teil 3 unterm Strich die Kosten addiert, wollen wir noch wissen, ob kommerzielle Produkte oder Open-Source-Lösungen bei gängiger Bürosoftware die Nase vorn haben.

Eins vorneweg: Ob man sich für Büro-Handelsware oder Open Source entscheidet, hängt stark davon ab, welches Betriebssystem man für sein Unternehmen gewählt hat. Denn nicht alle Office-Pakete gibt es für alle Plattformen.

Jedes Office-Paket besteht aus einer Reihe von Standardprogrammen an, die je nach Hersteller unterschiedliche Namen tragen: Textverarbeitung (wie Word), Tabellenkalkulation (wie Excel) und ein Programm zur Erstellung von Präsentationen (wie PowerPoint). Meist gibt es darüber hinaus erweiterte Bündel mit zusätzlichen Applikationen, die Büroaufgaben automatisieren oder vereinfachen sollen. Besonders bei kommerziellen Office-Anwendungen ist es oft auch möglich, Programme einzeln zu erwerben, ohne dass man gleich das ganze Paket kaufen müsste.

Kommerzielle Lösungen

Serie: Wann sich Open Source rechnet
Teil 1 sichtet die Betriebssysteme und sagt, wie der Support bei Linux aussieht. Teil 2 prüft, ob Open Source mit Word, Excel und Co. konkurriert. Teil 3 rechnet nach, welche Kosten am Ende den Ausschlag geben.

Ähnlich wie bei den Betriebssystemen stellt auch hier Microsoft den De-facto-Standard dar, obwohl sich weiterhin Konkurrenz auf dem Markt halten kann. Die Zahl der Mitbewerber ist aber überschaubar. Lediglich Sun und Corel versuchen ernsthaft, ein Marktmonopol von Microsoft zu verhindern.

Microsoft Office

Die aktuelle Version ist Microsoft Office 2007. Am weitesten verbreitet ist aber weiterhin die Version 2003. Preise und Leistungsumfang der einzelnen Pakete unterscheiden sich enorm, weswegen Sie sich vor der Anschaffung genau Gedanken machen sollten, welche Aufgaben die Software konkret übernehmen muss. Ein kurzer Überblick über die möglichen Bestandteile soll dabei helfen.

  • Word ist die Textverarbeitung, Kernstück eines jeden Office-Pakets.
  • Excel ist das Tabellenverarbeitungsprogramm, neben Word der zweite fundamentale Bestandteil jeden Office-Pakets.
  • Outlook ist für E-Mails da, samt integrierter Adress- und Terminverwaltung.
  • PowerPoint dient der Erstellung von Präsentationen und Vorträgen.
  • OneNote übernimmt die zentrale Verwaltung von eigenen Notizen und gibt die Möglichkeit, diese Notizen für andere Mitarbeiter freizugeben.
  • Publisher ist ein Layoutprogramm zur Gestaltung von Druckpublikationen, Internet-Seiten oder Präsentationen.
  • Access ist eine Datenbank, die ideal für kleine und mittlere Unternehmen ist. Für große Anwendungen ist sie jedoch aufgrund zahlreicher Beschränkungen weniger geeignet.
  • Infopath dient der Erstellung von Formularen für eine Reihe von Plattformen wie Internet, E-Mail oder mobilen Endgeräten.
  • Groove fungiert als Versionsverwaltung für die Arbeit in verteilten Teams, auch über die Grenzen von lokalen Netzwerken hinweg.
  • Communicator erlaubt es, mit anderen Benutzern per Chat, Video oder Sprache zu kommunizieren.
MS Office Basic Standard Home Small Business Professional Ultimate
Word × × × × × ×
Excel × × × × × ×
Outlook × × × × ×
PowerPoint × × × × ×
OneNote × ×
Publisher × × ×
Access × ×
InfoPath ×
Groove ×
Preis* € 149 € 279 € 99 € 279 € 580 € 779

* Alle Preisangaben hier und im Folgenden Stand Frühjahr 2008.

Microsoft Office gibt es außer für Windows auch in einer Version für Apple Macintosh; dass es auf Linux-Plattformen betrieben wird, ist allerdings nicht vorgesehen. Die Lizenzen umfassen immer die Installation auf zwei von derselben Person verwendeten PCs. Im Kaufpreis enthalten (sofern es sich nicht um eine OEM-Version handelt) ist ein 90-tägiger Microsoft-Support.

Sun Star Office

Bei Star Office von Sun handelt es sich um eine kommerzielle Version von OpenOffice, das derzeit in der Version 8 vorliegt. Ein Vorteil im Vergleich zur Open-Source-Variante sind die regelmäßigen Updates; so muss der Nutzer nicht immer das komplette Office-Paket in der aktualisierten Version herunterladen. Die großen Unterschiede zum Branchenprimus Microsoft Office liegen darin, dass Star Office auf einer ganzen Reihe von Plattformen lauffähig ist, neben Windows auch auf Linux und auf Solaris. Zudem erfolgt die Lizensierung pro Person und nicht pro Prozessor; das hat den Vorteil, dass man eine gekaufte Version auf Notebook, Arbeits- und Privat-PC installieren darf.

  • Writer ist das Pendant zu Word, eine klassische Textverarbeitung.
  • Base ist eine Datenbankanwendung, vergleichbar mit Access.
  • Calc ist die Tabellenkalkulation, mit allen nötigen Funktionen.
  • Draw erstellt Layouts von Präsentationen und Printpublikationen.
  • Impress dient der Erstellung von Vorträgen, ähnlich wie PowerPoint.

StarOffice gibt es in zwei Versionen, die sich nur unwesentlich unterscheiden. Beide haben denselben Umfang an Standardsoftware (Writer, Base, Calc, Draw und Impress), die Deluxe Edition (€ 80) legt auf die Standard Edition (€ 60) noch ein gedrucktes Handbuch, Duden Korrektur Plus, Telefonbuch auf CD und StampIT Home drauf. Für beide gilt: Im Kaufpreis enthalten ist zudem technischer Support für 60 Tage. Danach wird Hilfe kostenpflichtig und der Preis von Fall zu Fall berechnet.

Corel WordPerfect Office

Das Office-Paket aus dem Hause Corel heißt WordPerfect Office, genauer: Corel WordPerfect X3 in der aktuellen Version 13. Es läuft ausschließlich auf Windows.

  • WordPerfect ist Textverarbeitung und Namensgeber des Office-Pakets.
  • QuattroPro ist die Tabellenkalkulation.
  • Presentations heißt das Programm zur Erstellung von Präsentationen und Vorträgen.
  • WordPerfect Mail ist Microsofts Outlook in Bedienbarkeit und Funktionsumfang sehr nahe.
  • Paradox ist ein Datenbankprogramm.

Neben der Standard Edition (für € 200 mit Mailprogramm, aber ohne Paradox) und der Professional Edition (für € 250 mit Paradox, aber ohne Mailprogramm) ist auch noch eine spezielle Version für Lehr- und Forschungseinrichtungen sowie für Vereine und gemeinnützige Einrichtungen vorgesehen.

OpenOffice.org

Zwar gibt es neben der kostenlosen Variante von StarOffice noch eine Anzahl weiterer Open-Source-Office-Lösungen, aber die sind wegen mangelnder Kompatibilität oder schlicht aufgrund der Tatsache, dass es sich um eingestellte oder noch nicht vollständig entwickelte Lösungen handelt, nicht mit kommerziellen Officepaketen konkurrenzfähig.

OpenOffice wurde mit dem ausdrücklichen Ziel geschaffen, das international führende Office-Paket zu werden. Bis dies erreicht ist, wird die Kompatibilität mit Microsoft Office gewährleistet, indem alle Word-, Excel- und PowerPoint-Formate sowohl importiert als auch exportiert werden können. Die Software läuft auf Windows, Linux, Mac OS X und Solaris.

Durch offen gelegte Schnittstellen ist es für jedermann möglich, Erweiterungen für OpenOffice.org zu schreiben. Eine Vielzahl solcher Extensions stehen auf der offiziellen Internet-Seite zum Download bereit. Ein Beispiel hierfür ist eine Erweiterung die den Dokumenttransfer von OpenOffice nach GoogleDocs und umgekehrt ermöglicht. Seit der Version 2.0 steigen die Download-Zahlen rasant an. So wird es inzwischen unter anderem von München und Wien sowie der französischen Polizei eingesetzt.

  • Writer heißt bei OpenOffice die Textverarbeitung.
  • Impress dient zum Erstellen von Vorträgen und Präsentationen.
  • Math kümmert sich um mathematische Formeln, die man dann in alle anderen Programme von OpenOffice einfügen kann.
  • Draw eignet sich für Diagramme aller Art.
  • Calc ist das Pendant zu Excel.
  • Base richtet neue Datenbanken ein und bearbeitet bereits bestehende.

Professioneller Support ist ähnlich wie bei Linux-Distributionen verfügbar. Er ist an Werktagen von 9 bis 18 Uhr erreichbar und wird nach „Tickets“ abgerechnet, die – je nach Paket- und Rabattstaffelung – zwischen 48 und 35 Euro kosten. Die Ticketpakete sind jeweils für ein Jahr gültig. Darüber hinaus gibt es für große Unternehmen auch die Möglichkeit sich von Sun spezielle Supportprogramme erstellen zu lassen, die dann auch einen 24×7-Support umfassen können.

Fazit: Kombinieren kann sich lohnen

Windows als Betriebssystem schließt die Verwendung von Open-Source-Software keineswegs aus. Besonders die Kombination mit OpenOffice.org stellt sich recht attraktiv dar. Durch die Tatsache, dass Sun hinter dem Büropaket steckt und auch den kommerziellen Ableger davon pflegt und weiterhin betreut, sind die Perspektiven für Openoffice.org sehr gut. Gehen die Anforderungen an ein Office-Paket allerdings über die Grundstrukturen hinaus, so wird man wohl oder übel wiederum dazu gezwungen, auf Microsoft Office zurückzugreifen.

Welche Kosten für Unternehmen am meisten ins Gewicht fallen, rechnet Teil 3 anhand von zwei Szenarien durch.

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