Weblog

Langweiler fallen gnadenlos durch

Von Loredana Covaci/Peter Riedlberger

„Weblog“ (oder verkürzend „Blog“) besteht aus den beiden Wortbestandteilen „Web“ und „Log“ (wie „Logbuch“) – und das beschreibt die Bedeutung bereits ganz gut: Ein Weblog ist nichts anderes als eine Folge chronologisch sortierter Einträge. Der jeweils aktuellste steht immer zuoberst, und das Ganze wird im World Wide Web publiziert.

Der Witz am Weblog ist, dass sich dieses Format auf breiter Basis durchsetzen konnte, weil es schlichtweg sehr einfach zu erstellen und zu lesen ist. Die Gliederung in einzelne Einträge garantiert, dass der Leser eine abgeschlossene Einheit lesen kann, und die regelmäßigen Aktualisierungen, d.h. die neuen Einträge, sorgen dafür, dass Leser zurückkommen und der Website die Treue halten.

Sofort, subjektiv und unzensiert

Es gibt Weblogs zu jedem erdenklichen Thema. Am häufigsten in der Presse zitiert, aber tatsächlich am wenigsten relevant, ist der pubertierende Teenager, der sein Tagebuch öffentlich führt. Spannender sind da die politischen Blogger, die Themen aus ungewöhnlicher Perspektive kommentieren, von der Mainstream-Presse totgeschwiegene Themen aufgreifen oder aus ansonsten abgeschlossenen Ländern kommentieren. Aber auch für die Wirtschaft sind Blogs von Belang. Google verkündet Firmenneuigkeiten gewöhnlich zuerst über den Google-Blog.

Kommentare heizen die Stimmung an

Blogs lassen sich entweder direkt auf kostenlosen Websites anlegen (www.blogger.com, www.wordpress.com) – das ist allerdings kein gangbarer Weg für den geschäftlichen Einsatz –, oder aber mithilfe von freier oder kommerzieller Software auf den eigenen Servern installieren.

Die ungeheure Popularität von Weblogs geht nicht zuletzt auf die Vernetzung der Blogger zurück. Die meisten Blog-Systeme sind mit einer Kommentierungsfunktion ausgestattet, so dass Besucher eigene Meinungen und Erfahrungen zum jeweiligen Eintrag hinterlassen können. Ein solcher Kommentar kann allerdings noch größer ausfallen, und zwar in Form eines Blog-Eintrags im eigenen Blog. Der Verweis von diesem zweiten Eintrag zum ersten heißt Trackback. Gewöhnlich führen Blogs Link-Listen, die auf befreundete oder sonstwie interessante Blogs verweisen; diese Liste ist der Blogroll. Diese Begriffe sind nur Beispiele für das Fachvokabular der Blog-Szene, die ebenfalls ihren eigenen Namen hat: Blogosphere. Gerade die politische Blogosphere darf heute auf keinen Fall unterschätzt werden, denn viele der dort diskutierten Themen werden mit einiger Verzögerung doch noch von den traditionellen Medien aufgegriffen.

Spezialgebiete finden ihre Fans

Auch für den kleinen und mittleren Unternehmer kann es interessant sein, ein Blog zu führen, denn dies ist eine sehr direkte und ungezwungene Form der Kommunikation. Letztlich entscheidend dürfte dabei das Zielpublikum sein: Sofern es einen allgemeinen Endkunden gibt und die eigene Seite bereits eine gewisse Menge von Aufmerksamkeit genießt, dürfte ein Blog eine Überlegung wert sein. Es sei nur daran erinnert, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel einen Video-Blog nutzt, um wöchentlich einmal die Bevölkerung ganz direkt zu erreichen. Weniger sinnvoll dürfte ein Blog à la „Das Neueste aus der Welt der Sägengewinde“ sein – außer wenn die Firma wirklich groß ist oder aber der Blog sich an ein (tatsächlich vorhandenes) interessiertes Fachpublikum richtet.

Fazit: Mit Aufwand und Ausdauer

Bei jedem Blog, zumal einem, der zum geschäftlichen Auftritt gehört, muss gewährleistet sein, dass er regelmäßig (am besten: täglich) mit inhaltlich stimmigen und der sprachlichen Form nach angemessenen gehaltenem Content gepflegt wird. Das ist erstens gar nicht so einfach, besonders bei Multimedia-Blogs, und zweitens überhaupt nicht billig. Denn damit die Texte professionell sind, müssen sie auch professionell verfasst werden, was die Beschäftigung eines Copy-Editors oder PR-Managers erzwingt. Aber der wird (zumindest anfangs) nicht genug Fachkenntnis haben, um die Einträge eigenständig verfassen zu können, so dass er wiederum Ressourcen aus anderen Abteilungen bindet. Ein Blog, der zu oft irrelevante Einträge liefert, verliert seine Leser sehr rasch. Daher muss eine anhaltende Qualität gewährleistet sein.

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