Der billigste Provider wird beim Wechsel teuer
Von Dirk Bongardt
Wer eine Möglichkeit sucht, für eine oder mehrere WordPress-basierte Webseiten den passenden Platz im Web zu finden, kann sich vor Angeboten kaum retten: Vom preisgünstigen Shared-Hosting-Angebot mit Ein-Klick-Installation über virtuelle bis hin zu dedizierten physischen Servern reicht die Auswahl, und entsprechend variieren die Kosten. Die eine Hosting-Lösung, die jedem Anspruch gerecht wird, gibt es eben leider nicht.
Einige zentrale Aspekte gilt es bei der Auswahl eines Webhosting-Pakets zu beachten. Dazu zählen ebenso technische Kriterien wie wirtschaftliche und vertragsrechtliche Details.
Die grundlegende Technik überprüfen
Die technischen Voraussetzungen, die WordPress an ein Hosting-Angebot stellt, nehmen sich zunächst bescheiden aus, wenn man den Angaben folgt, die auf wordpress.org zu finden sind:
- PHP in Version 5.2.4 oder darüber (Mindestanforderung, empfohlen wird PHP 5.4 oder darüber)
- MySQL-Datenbank in Version 5.0 oder darüber (empfohlen wird MySQL 5.5 oder darüber)
Wenn diese beiden Voraussetzungen erfüllt sind, lässt sich WordPress auf dem Host zum Laufen bringen. Dass es problemlos läuft, ist damit aber noch nicht garantiert. In die Liste der Mindestvoraussetzungen für einen sinnvollen Einsatz gehören auch die beiden folgenden Punkte:
- Auf einem Apache-Server muss das Modul
mod_rewrite
aktiviert sein (ohne dieses Modul kann WordPress keine sprechenden URLs verwenden). - Das PHP-Memory-Limit muss mindestens 64 MByte (besser 128 MByte oder darüber) betragen (dieses Limit legt fest, wie viel Speicherplatz ein PHP-Script beanspruchen darf, und hat wesentlichen Einfluss auf Stabilität und Geschwindigkeit des WordPress-Systems).
Neben diesen Mindestanforderungen, die der Hosting-Provider erfüllen muss, sollte man dann auch den Bedarf an optionaler technischer Ausstattung klären. Denn wenn die WordPress-Website erst einmal erfolgreich läuft, möchte man gerne weiter experimentieren, und damit steigen die Ansprüche (z.B. wenn man nachträglich auf ein Multisite-Projekt erweitern will).
Der Speicherplatz hängt vom Projekt ab
Ein Aspekt, den Webhoster in ihrer Werbung gern nach vorn rücken, ist der Speicherplatz, den sie zur Verfügung stellen. Wie viel Speicherplatz ein Webprojekt tatsächlich benötigt, hängt vor allem davon ab, ob und in welchem Umfang Mediendateien und Downloads zur Verfügung stehen sollen, und welcher Art insbesondere die Mediendateien sind. Eine Stunde Video in HD-Auflösung nimmt gut und gern mehr als 1 GByte in Anspruch; denselben Platz könnte man aber auch mit rund 2000 Fotos (jeweils in einer webtauglichen Auflösung von einem Megapixel) im JPEG-Format füllen. Will man in erster Linie Text-Inhalte veröffentlichen oder Fotos und Videos auf Social-Media-Plattformen wie Flickr oder YouTube teilen, würde theoretisch schon ein Speicherplatz von 100 MByte ausreichen – damit wäre allerdings der Spielraum für künftige Erweiterungen des Projekts deutlich eingeschränkt.
Grundsätzlich lässt sich ein und dieselbe Datenbank für mehrere WordPress-Installationen, Adserver, Web-Analyse-Tools und andere Zwecke verwenden. Darunter leiden aber sowohl die Übersichtlichkeit als auch die Reaktionszeiten der betroffenen Systeme. Am besten ist es, eine Datenbank immer nur für einen einzelnen Verwendungszweck zu nutzen. Wollen Sie also eine WordPress-basierte Website aufsetzen, die Zugriffe der Benutzer mit dem Web-Analyse-Tool Piwik protokollieren und mit dem Revive Adserver Ihre Anzeigen platzieren, wäre es sinnvoll, diese Aufgaben auf drei Datenbanken zu verteilen.
Backups einrichten
Einige Hoster bieten automatisierte, regelmäßige Backups an. Datenverluste durch Hackerangriffe, unachtsame Mitarbeiter oder schlicht physische Schäden an den Datenträgern sind nie ganz auszuschließen. Wie man selbst für eine regelmäßige Datensicherung sorgen kann, erklärt der Artikel „WordPress-Backup einrichten“. Nimmt einem der Hoster diese Arbeit ab, umso besser. Doch man sollte sich genau vergewissern, welche Daten gesichert werden (einige Anbieter sichern z.B. nur die Daten auf dem Webspeicherplatz, aber nicht die Inhalte der Datenbank), in welchen Abständen die Backups erfolgen und wie lange man darauf Zugriff hat.
Wichtige Vertragsdetails
Neben der regelmäßigen Absicherung sollte man sich unbedingt auch von weiteren Sicherheitsvorkehrungen überzeugen, die der Hostprovider anstrengt, um die Daten seiner Kunden zu schützen. Bevor man dann aber einen Vertrag abschließt, steht noch eine Überprüfung weiterer wichtiger Serviceleistungen an, die auf alle Fälle schriftlich fixiert sein sollten.
Garantierte Verfügbarkeit überprüfen
Nicht jeder Hoster garantiert eine bestimmte Verfügbarkeit. Wenn dies jedoch der Fall ist, sollte man ein Angebot mit einer Verfügbarkeit von 99 % oder mehr wählen. 98 % mögen immer noch nach viel klingen, rechnerisch könnte die Website dann aber pro Jahr für mehr als eine Woche unerreichbar sein. Wenn das Geschäft davon abhängt, kann das teuer werden.
Einfache Upgrade-Möglichkeiten einplanen
Das WordPress-Projekt sollte nicht am eigenen Erfolg scheitern. Schon vor Vertragsschluss ist zu klären, wie einfach und schnell man gegebenenfalls Leistungen hinzubuchen kann, z.B. mehr Speicherplatz, weitere Datenbanken, eine schnellere Bereitsstellung der Inhalte per Content Delivery Network und Ähnliches. Es wäre unwirtschaftlich, für ein kleines Testprojekt von Anfang an ein Highend-Hosting-Paket zu buchen. Lassen sich aber Upgrades einfach und schnell vornehmen, bleibt man reaktionsfähig, falls der Test erfolgreicher verläuft als erwartet.
Zulässige Inhalte und Nutzungsarten beachten
Im Kleingedruckten vieler Hosting-Verträge finden sich Angaben zu verbotenen Nutzungsarten. So schließen viele Hoster pornografische Angebote generell aus, auch unabhängig davon, ob der Kunde Jugendschutzvorschriften einhält. Auch Chats, Download-Portale und andere Nutzungsarten sind mitunter nicht gestattet, weil sie entweder eine sehr hohe Serverlast verursachen oder rechtlich problematisch sind.
Nicht an der falschen Stelle sparen
Es ist nur selten wirtschaftlich, das preisgünstigste Angebot anzunehmen. Um einen niedrigen Preis bieten zu können, sparen Billighoster da, wo es nicht direkt auffällt: Sie lagern ein paar mehr Shared-Hosting-Angebote auf einem Server, richten ein paar mehr virtuelle Server auf einem physischen Server ein, sparen an der Netzanbindung oder überlassen den Support den nur kurz angelernten Mitarbeitern eines externen Callcenters.
Webprovider, die ihren Kunden gute Serviceleistungen bieten und diese auch vertraglich garantieren, verlangen in der Regel etwas mehr für ihre Dienste. Doch auf Dauer zahlt sich die Investition in ein qualitativ hochwertiges Hosting für jeden Seitenbetreiber aus. Ein TÜV-Siegel allein sagt noch nicht allzu viel über die Qualität des Hosting-Anbieters, da verrät ein Testanruf beim Support-Team oft schon mehr.
Fazit: Bedarfsorientiert auswählen
Wer im unübersichtlichen Teich der Hosting-Angebote fischen will, braucht neben dem richtigen Gespür auch ein klein wenig Ahnung vom Angeln. Lassen Sie sich also weder von dubiosen Billiganbietern locken noch von überzogenen technischen Features beeindrucken, sondern orientieren Sie sich zunächst an den Anforderungen Ihres konkreten Webprojekts. Dann steht dem erfolgreichen ersten WordPress-Auftritt nichts mehr im Wege.
Dirk Bongardt hat vor Beginn seiner journalistischen Laufbahn zehn Jahre Erfahrung in verschiedenen Funktionen in Vertriebsabteilungen industrieller und mittelständischer Unternehmen gesammelt. Seit 2000 arbeitet er als freier Autor. Sein thematischer Schwerpunkt liegt auf praxisnahen Informationen rund um Gegenwarts- und Zukunftstechnologien, vorwiegend in den Bereichen Mobile und IT.
Dirk Bongardt, Tel.: 05262-6400216, mail@dirk-bongardt.de, netknowhow.de