Heißt umweltverträglich erneuerbar?
Derzeit wird viel von den erneuerbaren Energien geredet. Viele Umweltaktivisten, aber auch Politiker setzen das mit ökologischen Energien gleich. Das aber ist falsch oder zumindest ungenau. In der Sache bezeichnen die Begriffe „erneuerbar“ und „ökologisch“ voneinander unabhängige Eigenschaften, zwischen denen es lediglich mehr oder weniger große Überschneidungen gibt.
Umweltpolitisch ökologisch
Was aber unterscheidet nun erneuerbare Energie von Öko-Energie? Nehmen wir uns den einfacher zu beschreibenden Begriff zuerst vor: Ökologie ist ursprünglich die völlig wertfreie Bezeichnung für die Lehre vom Wechselwirken zwischen Organismen. Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jh. verselbständigte sich unter dem Einfluss der Umweltbewegung die Bezeichnung „ökologisch“ als wertender Begriff und Synonym für „umweltverträglich“.
Heute werden „Ökologie“ und „ökologisch“ im wissenschaftlichen Sinn nur noch in Wissenschaftskreisen verwendet. Umgangssprachlich und gesellschaftspolitisch stehen „Ökologie“ und „ökologisch“ für umweltpolitische Wertungen.
Wirtschaftlich erneuerbar
Der Begriff „erneuerbar“ entstammt im Gegensatz dazu der Alltagssprache. Er wird aber zunehmend spezifischer verwendet. Wissenschaftlich gesehen sind fast alle Energiequellen erneuerbar, auch das Erdöl, denn dieses ist organisches Material, das erst durch die Speicherung von Sonnenenergie – allerdings vor Millionen von Jahren – zum Energierohstoff wurde. Vorausgesetzt, wir hätten weitere Millionen Jahre Zeit, könnten wir durchaus neues Erdöl aus heute gepflanzten Bäumen gewinnen.
Umgekehrt ist Sonnenenergie alles andere als erneuerbar. In Milliarden von Jahren wird die Sonne ausgebrannt sein und niemand wird sie dann erneuern können. Damit wird klar: Was wir derzeit „erneuerbar“ nennen, muss innerhalb maximal zweier Menschengenerationen erneuert werden können.
In der praktischen Zwickmühle
Aber ist alles, was erneuerbar ist auch ökologisch? Ist ökologisch nur, was erneuerbar ist?
Beides stimmt zwar oft, aber nicht immer. Tiefengeothermie (Erdwärme aus großen Tiefen) ist zwar ökologisch (weil umweltschonend), aber nicht erneuerbar – wenn auch relativ unbegrenzt (in unseren menschlichen Zeitmaßstäben). Rapsöl ist zwar erneuerbar, aber durch klimaschädliche Bestandteile der Verbrennungsprodukte alles andere als umweltfreundlich.
Am Beispiel des Rapsöls und der Biodieselverordnung wird übrigens deutlich, zu welchen umweltpolitischen Irrwegen unklare Begriffe in Kombination mit mangelndem Sachwissen verführen können.
Fazit: Schnittmenge – mit Rest
„Erneuerbar“ ist eine vor allem wirtschaftliche Aussage darüber, dass ein Rohstoff weitgehend unbegrenzt zur Verfügung steht. Erneuerbare Energien führen zur Ressourcenunabhängigkeit. Eine Umstellung auf erneuerbare Energien ist deshalb vor allem ein geopolitisches Ziel und kein Umweltschutzziel!
„Ökologisch“ bedeutet umgekehrt keineswegs, dass eine so bezeichnete Energiequelle automatisch unbegrenzt zur Verfügung steht – sei es, weil die betreffende Energie global begrenzt ist oder weil die Quelle in anderen Hoheitsbereichen liegt. Die Umstellung auf Ökoenergien ist deshalb im Kern weder ein wirtschaftliches noch ein geopolitisches, sondern ein umweltpolitisches Ziel.
In vielen Fällen überschneiden sich aber beide Ziele. So können die erneuerbaren Energien die Klimarisiken und damit die wirtschaftlichen Schäden reduzieren. Dann verschwimmen die Grenzen zwischen geopolitischen und umweltpolitischen Zielen.