In der Frage einer zwangsweisen Frauenquote für Vorstandsetagen sind die Bundesbürger noch arg gespalten, wie eine repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstituts Aris im Auftrag des Branchenverbands BITKOM unlängst ergeben hat. Demnach sind nur 51 % dafür und immerhin 43 dagegen. Selbst unter Frauen befürworten nur 55 % eine Zwangsquote, während 40 % eine solche ablehnen. Aber nicht die hohen Anteile der Quotengegner stehen einer kurzfristigen Umsetzung der Quote Hightech-Branche entgegen, sondern auch ein Mangel an geeigneten Frauen, warnt BITKOM-Präsident Prof. Dieter Kempf.
Die Zustimmung oder Ablehnung einer Frauenquote in Deutschland ist stark altersabhängig. Auch das ergab die Umfrage. So befürworten unter den 14- bis 29-jährigen Frauen 72 % eine Quote, während die Gegnerinnen mit 28 % eine deutliche Minderheit darstellen. Ähnliches gilt für diese Altersgruppe in der Gesamtbevölkerung (68 % Pro-Stimmen). Bei den über 65-Jährigen sind hingegen nur noch 30 % für eine Quote.
So gesehen sollte eine Quote in absehbarer Zeit eigentlich eine Mehrheit finden, zumal die quotenfeindlichsten Bevölkerungsteile der Rentengrenze schon sehr nahe sind oder diese bereits hinter sich gelassen haben. In der Realität ist aber ein weiteres Hindernis viel schwerer zu knacken: Laut Kempf haben es die meisten Unternehmen in den letzten Jahren versäumt, weibliche Führungskräfte im mittleren Management zu fördern und damit eine entsprechende weibliche Personal-Ressource für höhere Weihen aufzubauen. Kempf: „Die Unternehmen sollten sich aber selbst ehrgeizige Quotenziele setzen, um den Frauenanteil im Management zu erhöhen.“
Außerdem leidet die Hightech-Branche nicht nur an den Spitzen unter einem Frauenmangel. „Die Hightech-Firmen brauchen mehr Frauen, gleichermaßen im Management wie auch als technische Expertinnen“, mahnt Kempf. „Der Mangel an qualifiziertem Personal verschärft sich derzeit in allen Bereichen, von Software-Spezialisten über den Vertrieb bis zu Führungskräften.“
Der Verband sieht auch sehr wohl, dass eine Quote allein nicht funktionieren kann. Dafür braucht es ein ganzes Bündel an Maßnahmen, darunter auch solche, mit denen die Unternehmen familienfreundlicher werden. Kempf mahnt deshalb die Verbandsmitglieder eindringlich: „Grundvoraussetzung ist eine gute Betreuungsinfrastruktur für Kinder, die es Frauen und Männern gleichermaßen ermöglicht, Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren.“ Daran aber hapere es derzeit noch in vielen Regionen. Im Rahmen der kürzlich vom BITKOM gestarteten Initiative Frauen in die ITK-Wirtschaft wurde deshalb eigens eine Arbeitsgruppe mit männlichen und weiblichen Experten aus den Mitgliedsunternehmen eingerichtet, die entsprechende Maßnahmen entwickeln soll.
Dies sollte eigentlich nicht allzu schwer fallen, bietet doch gerade die ITK-Branche ideale Voraussetzungen dafür. Nicht nur das relativ unkonventionelle Klima in vielen Betrieben sollte den Wandel begünstigen, sondern auch die vielfältigen Möglichkeiten für flexible Arbeitszeiten, Teilzeitmodelle und Heimarbeit im häuslichen Büro. Potenziale, die in vielen anderen Branchen aus reinen Sachzwängen heraus fehlen.
So bleibt nur zu hoffen, dass sich in der Branche mehr Firmen dazu entschließen können, dieses Potenzial auch wirklich zu nutzen. Vielleicht würde sich dann eine Quote mehr oder minder von selbst erledigen.