Viele mittelständische Handwerksbetriebe stehen dem Cloud Computing noch recht skeptisch gegenüber. Das will das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) nun mit dem Technologieprogramm Trusted Cloud ändern. Eine sichere und offene Service-Plattform soll vor allem kleinen Handwerksbetrieben einen gefahrlosen Einstieg ermöglichen und sie so vom Nutzen der neuen IT-Technik überzeugen.
Die Bandbreite Cloud-basierter Dienste reicht von virtualisierter Hardware wie Speicherplatz und Rechenleistung (Infrastructure as a Service, IaaS) über Plattformen und Entwicklungsumgebungen (Platform as a Service, PaaS) bis hin zu Softwarepaketen und Anwendungsprogrammen (Software as a Service, SaaS). Für Geschäftsprozesse ergeben sich so neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit und Kommunikation mit Geschäftspartnern und Kunden.
Damit diese Vorteile in Zukunft auch von den vielen Handwerksbetrieben genutzt werden können, betreiben drei Arbeitsgruppen des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) mit Partnern aus Industrie und Forschung im Rahmen des Technologieprogramms Trusted Cloud das Projekt CLOUD-Werker. Ziel ist die Entwicklung einer sicheren und offenen Serviceplattform zur Unterstützung von Geschäftsprozessen in Handwerksbetrieben.
Das Konzept sieht eine Plattform nach dem SaaS-Modell vor: Es erlaubt die Kombination unterschiedlicher Softwarelösungen und handwerksspezifischer Anwendungen in individuellen Dienstepaketen. So soll es auch für kleine Betriebe möglich sein, die Vorzüge elektronischer Kommunikation und Kollaboration zu nutzen. Servicebasierte Angebote halten dabei den Aufwand für Anschaffung und Wartung gering, auftretende Probleme behebt ein IT-Dienstleister.
Die Informatiker und Wirtschaftswissenschaftler des KIT übernehmen eine führende Rolle bei der Konzeption der Serviceplattform. Die Forschungsgruppe Ökonomie und Technologie der eOrganisation um Professor Stefan Tai am Institut für Angewandte Informatik und Formale Beschreibungsverfahren untersucht, wie durch geeignete Softwaredienste die Kooperation und Kollaboration zwischen Handwerksbetrieben sowie gegenüber Kunden verbessert werden kann. Außerdem entwickelt sie ein Konzept für einen Cloud-Dienst zur gemeinsamen Dokumentenerstellung, etwa bei der Angebots- oder Rechnungsstellung, welcher Daten und Funktionen aus verschiedenen anderen Diensten der Plattform integriert und koordiniert. Damit soll die gemeinsame Auftragsabwicklung kleinerer Unternehmen vereinfacht und deren Position im Wettbewerb gestärkt werden.
Ein wesentlicher Punkt bei der Entwicklung der Plattform ist auch die sichere und einfache Nutzung der Cloud-Services: Der Lehrstuhl für IT-Sicherheit von Professor Jörn Müller-Quade arbeitet im Projekt CLOUDwerker an Sicherheitsmodellen und -techniken, die an die Aufgaben und Prozesse in Handwerksunternehmen angepasst werden. Daneben arbeitet die Gruppe an Methoden zur sicheren und vertraulichen Verarbeitung sensibler Daten wie Kunden- und Rechnungsinformationen.
Professor Ralf Reussner und sein Lehrstuhl Software-Entwurf und Qualität befassen sich mit der Problematik, bestehende Softwarearchitekturen in Multi-tenant-Systeme (Systeme für viele Nutzer) überzuführen und bereits in teilnehmenden Unternehmen lokal vorhandene Softwarelösungen anzubinden.
Beteiligt sind am Projekt CLOUDwerker neben dem BMWi, dem KIT und dem Projektträger im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt die CAS Software, 1&1, Haufe-Lexware, das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation, das Forum Soziale Technikgestaltung sowie der Baden-Württembergische Handwerkstag. (Quelle: KIT/ml)