Cat 6A springt auf Cat 8.1
Von Simon Federle
Von Industrie 4.0 über autonomes Fahren bis zu neusten medizinischen Anwendungen: Die Datenlast steigt unaufhaltsam – und damit steigen auch die Anforderungen an Rechenzentren und deren Verkabelungen. Dennoch schrecken noch zu viele Verantwortliche davor zurück, neue Cat-8.1-Verkabelungssysteme zu nutzen.
Ein Grund für diese Zurückhaltung dürfte sein, dass aktive Endgeräte, die derartige Datenvolumina benötigen, momentan noch nicht gängig genug sind. Eine Umstellung der Kupferstrecken in ein paar Jahren könnte dann allerdings kostspielig werden. Unnötig kostspielig, da die entsprechende Modultechnik und eine sinnvolle Auswahl der Kabeltypen schon heute auf die zukünftigen Verkabelungsanforderungen vorbereiten und eine spätere Neukonfektion vermeiden können.
Schwarz auf Weiß
Dieser Beitrag erschien zuerst in unserer Magazinreihe „Rechenzentren und Infrastruktur“. Einen Überblick mit freien Download-Links zu sämtlichen Einzelheften bekommen Sie online im Pressezentrum des MittelstandsWiki.
Die Hauptaufgabe eines Rechenzentrums ist, Daten hochverfügbar und sicher zu halten, zu verarbeiten und auszugeben. Jede Störung, ob unbeabsichtigt, geplant oder notwendig, stellt ein Risiko für den Betrieb dar. Dazu zählen im Besonderen Änderungen an der Verkabelung. Allerdings könnte gerade eine solche Änderung in nächster Zeit auf RZ-Betreiber zukommen, da sich die Anforderungen an Bandbreiten massiv erhöhen. Höhere Übertragungsgeschwindigkeiten sind dann ebenso entscheidend wie die Kompatibilität zu bestehenden Netzwerken. Abhilfe schaffen können hier Cat-8.1-Verkabelungssysteme wie das EasyLan. Das RJ45-basierte Klasse-1-System ist für den Einsatz in Rechenzentren ausgelegt und konform mit den Standards für 25/40GBase-T. Durch die RJ45-Steckverbinder ist es rückwärtskompatibel zu den bisher verbreiteten Kupferübertragungsstrecken der Klassen EA (bis 500 MHz) und darunter.
Upgrade in zwei Minuten
Die Zellner GmbH sieht dabei keine feldkonfektionierbaren Stecker mit integrierten Kompensationsplatinen an den Patchkabeln vor, sondern setzt auf ihre preLink-Keystone-Anschlusstechnik, die für den Frequenzbereich bis 2 GHz angepasst wurde. Kabelseitig werden sowohl AWG-22/1-Installationskabel als auch flexible Patchkabel AWG 26/7 der Kategorie 8.1 mit optimierten RJ45-Steckern eingesetzt. Die vorgeschriebene maximale Linklänge von 26 m wird auch beim Einsatz eines zusätzlichen Extenders im Übertragungskanal eingehalten.
Durch die RJ45-Steckverbinder bleibt das Easylan-Verkabelungssystem (Cat 8.1, Klasse 1) rückwärtskompatibel zu bestehenden Anschlüssen. (Bild: Zellner GmbH)
Dieser Systemansatz soll Anwendern in Rechenzentren zu hochperformanten Übertragungskanälen verhelfen, die zukunftssicher sind, weil sie zu einem späteren Zeitpunkt keine aufwendige Neuverkabelung mehr erfordern: „Zugegeben: Aktuell ist ein komplettes Cat-8.1-Verkabelungssystem mit ein wenig mehr Kostenaufwand verbunden. Allerdings können mit dem System herkömmliche Patchkabel verwendet werden. Da das Kabel aufgelegt ist, ist der zeitintensive Part damit erledigt. Zu einem späteren Zeitpunkt können die Kabelstecker im Bedarfsfall innerhalb von zwei Minuten durch neue Stecker ersetzt werden“, sagt Andreas Klees, Geschäftsführer bei EasyLan.
Da die preLink-Module austauschbar sind, wird eine spätere Neukonfektion der Kabel tatsächlich überflüssig. Aber: Damit die Strecken durch einen einfachen und schnellen Tausch auf die Übertragung von 25 GBit/s hochgerüstet werden können, ist Voraussetzung in bestehenden Rechenzentren, dass bereits Kabel mit einer maximalen Übertragungsbandbreite von mehr als 1300 MHz verlegt sind. Zudem dürfen die Linklängen entsprechend dem Standard nach aktuellem Stand nicht länger als 26 m sein. Werden bei Neuinstallationen bereits jetzt Kabel der Kategorie 8.2 in Kombination mit preLink-Keystones der Kategorie 6A eingesetzt, so lassen sich diese Strecken ohne Probleme und Neukonfektion der Kabel für die Übertragung von 40 GBit/s umrüsten.
Da die preLink-Module austauschbar sind, erübrigt sich eine spätere Neukonfektion und das Datennetz lässt sich einfach auf 40 GBit/s aufrüsten. (Bild: Zellner GmbH)
Anwenderbeispiel Weiden
Erste RZ-Betreiber haben bereits Interesse gezeigt, zum Beispiel das Klinikum Weiden in der Oberpfalz. Denn auch in der Medizintechnik wird künftig deutlich mehr Bandbreite benötigt. Mit dem Cat-8.1-Systemansatz aus Verkabelung und Modulen können aktive Komponenten überall dort eingesetzt werden, wo hohe Übertragungen erforderlich sind. Im Bedarfsfall kann das Klinikum die Stecker, die derzeit auf der Klasse EA standardisiert sind, ersetzten und die Übertragung somit zu 40 GBit/s Ethernet aufrüsten.
Neben der Zeitersparnis kann der einfache Wechsel der Module außerdem für Verfügbarkeit sorgen, wie ein Vorfall gezeigt hat, von dem Klees berichtet: „In einem Rechenzentrum wurde ein Feuer versehentlich mit einem Pulverlöscher bekämpft. Leider sind diese Löschpulver sehr aggressiv. Im schlimmsten Fall muss dann das ganze Verkabelungssystem ausgetauscht werden. Auf die Schnelle konnten wir jedoch die preLink-Modulbuchsen einfach austauschen und durch neue ersetzen. Somit konnte der Betrieb aufrechterhalten werden, während die alten Stecker im Labor untersucht wurden, um sicherzugehen, dass kein Schaden entstanden ist.“